Dienstag, 23. Januar 2018

[Rezension] Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie - Rachel Joyce


Inhalt:
Mister Frank hat einen kleinen Platten-Laden in der Unitystreet. Gemeinsam mit den benachbarten und befreundeten Ladenbesitzern bangt er in einer Zeit, in der CDs auf dem Vormarsch sind, genauso um seine Existenz, wie die der Vinylplatten. Doch Frank besitzt ein einzigartiges Talent: Er hört die Musik in anderen Menschen und weiß so, welche Musik sie brauchen, um glücklich zu sein.
Eines Tages fällt eine Frau vor seinem Schaufenster in Ohnmacht und zieht so seine Aufmerksamkeit auf sich. Doch egal, wie sehr er sich bemüht, er kann keine Musik bei ihr hören. Sie verströmt nur Stille...
 
Meine Meinung:
Rachel Joyce ist hier mal wieder ein Wohlfühlroman gelungen, der nicht nur Musikbegeisterte überzeugen kann.
Den größten Charakter des Buches macht zum Einen die Musik aus, zum Anderen die eingeschworene Gemeinschaft aus Ladenbesitzern, die Frank in seinem Leben begleiten. Immer wieder werden Stücke und Lieder vorgestellt, Bezug zu den Komponisten und Sängern genommen und Geschichten über ihre Entstehung weitergetragen. Wer selbst unmusikalisch ist, erfährt daher trotzdem die Liebe zur Musik durch diese leidenschaftlichen Textpassagen. Musiker wird das Ganze wohl genauso begeistern, wie mich dieser Teil der Geschichte begeistern konnte. Frank ist so interessiert, so versiert und so leidenschaftlich bei der Sache, dass er regelrecht Musik atmet und den Leser mit dieser Liebe ansteckt.
Der zweite Pluspunkt des Buches sind die warmen Charaktere, die zwar keine Hauptrolle spielen, aber doch ihr Potenzial als Nebencharaktere entfalten. Es sind die anderen Ladenbesitzer der Unitystreet, die sich gegenseitig helfen und immer füreinander da sind. Diese Gemeinschaft in Zeiten, in denen sie alle um ihre Lebensgrundlage bangen müssen, war schön zu verfolgen und so manche kleine Lebensgeschichte habe ich gerne über sie erfahren.
Rachel Joyce hat wie gewohnt einen schönen, fast schon märchenhaften Schreibstil, der nicht zu poetisch wird und einem doch das Gefühl gibt, etwas Bedeutsames zu lesen.
Insgesamt erleben wir die Charaktere weitestgehend in ihrem Alltag, es passiert also oft nichts wirklich Spannendes und doch habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt. Man kann es einfach durchlesen und fühl sich dabei wohl, von sympathischen Charakteren umgeben. Da braucht es dann weder viel Action, noch ausgeklügelte Plot-Twists.
Als Kritikpunkt würde ich jedoch anbringen, dass manche Handlungsstränge klischeehaft erscheinen und der Einfallsreichtum dabei etwas auf der Strecke blieb, was mich persönlich jedoch nicht groß gestört hat.


Fazit:
Wohlfühlbuch mit einer ruhigen Geschichte über die Liebe zur Musik und wie sie das Leben verändert. Nicht aufgeregt, aber lesenswert ♥